Raum- und Zeitkonzeption bei Kant
AbstractDie Grundsätze der Philosophie Kants, nach denen die sinnlichen Wahrnehmungen von Raum und Zeit, insofern sie die Wahrnehmungen des Grenzenlosen, des Allgemeinen sind, sind nicht empirischen, sondern apriorischen Charakters. Denn nur dem Apriorischen sind die Allgemeinheit und die Notwendigkeit immanent. Raum und Zeit als physische Erscheinungen interpretiert Kant als empirische, d. h. durchaus nicht grenzenlose, sondern als begrenzte und lokalisierte Phänomene. Die Drehung der Erde um ihre Achse erfolgt in einer viel K kürzeren Zeit, als ihre Drehung um die Sonne. Der diffuse Zustand der Materie geht allen anderen ihren Zuständen voraus. Es sind die Beispiele von Kant selbst, der auch nicht selten auf verschiedene Altersperioden des menschlichen Lebens verweist. In seinen Vorlesungen zur Landeskunde hat Kant ständig mit Begriffen des empirischen Raums und empirischer Zeit operiert. Die Nichtbeachtung oder Unterschätzung dieser Kantischen Sätze über die empirische Wirklichkeit von Raum und Zeit und also ihre Unabhängigkeit vom erkennenden Subjekt führt zu einer groben Entstellung nicht nur der transzendentalen Ästhetik, sondern auch der ganzen Philosophie Kants überhaupt.